Der Wecker klingelt um 06:45 Uhr.
Billy Bluepill weiß, dass er aufstehen muss, aber stattdessen drückt er die Schlummertaste. 5 Mal hintereinander.
Um 07:42 springt er vor Schreck aus dem Bett, zieht sich ein paar alte, nicht zusammenpassende Sachen an und fährt zur Arbeit.
Er ist mal wieder viel zu spät. Er fragt sich, warum die Schlummertaste nur immer so viel attraktiver aussieht, als die Ehefrau, die neben ihm liegt und der Tag, der vor ihm liegt.
Während der Autofahrt trinkt er den Kaffee, der wohl schon ein paar Tage im Auto lag. Die ganze Fahrt über denkt er an nichts anderes, als an seinen Feierabend, in 9 Stunden, wenn er endlich nach Hause kommen kann und bis zum nächsten Tag erst mal wieder Ruhe vor seinem Scheiß-Job hat.
Während der Arbeit nutzt er jede Gelegenheit, um auf seinem Computer Solitär zu spielen und eventuell sogar mal die eine oder andere schmutzige Website zu besuchen. Aber nur wenn der Chef gerade nicht guckt.
Wenn immer mal wieder seine heiße Kollegin vorbei kommt, und ihn um einen viel zu großen Gefallen bittet, dann lässt er alles stehen und liegen und hängt sich sogar ausnahmsweise mal richtig rein.
Er macht die ganze Arbeit für sie fertig, in der Hoffnung damit bei ihr landen zu können. Ansonsten macht er eine sehr langweilige Arbeit und diese dazu auch noch sehr, sehr durchschnittlich. Gerade mal ausreichend, um nicht gefeuert zu werden.
In der Mittagspause gönnt sich Billy Bluepill einen Donut und eine Tafel Schokolade.
Um 17:00 Uhr ist endlich Schluss, und nachdem Billy Bluepill eine Dreiviertelstunde im Feierabendverkehr gestanden hat, erreicht er endlich sein so vertrautes Heim, um endlich das zu tun, worauf er schon den ganzen Tag gewartet hat: Sich auf die Couch zu legen und fernsehen zu gucken.
Dabei gönnt er sich noch ein, zwei Bier oder vielleicht sogar ein ganzes Sixer. Irgendwann kommt seine Frau vorbei, in der Hoffnung vielleicht endlich etwas von dem Mann ihrer Träume in ihrem Ehemann zu erkennen, aber wie immer Fehlanzeige.
Sie setzt sich zu ihm und zusammen gucken sie fernsehen und sitzen an ihren Smartphones. Später geht sie schlafen und dann hat der gute Billy endlich Zeit, ein paar verbotene Filmchen zu schauen und sich mal richtig zu verwöhnen.
Das kommt schließlich nicht oft vor. Na gut vielleicht jeden Abend und manchmal auch auf der Toilette auf der Arbeit und manchmal auch einfach so zwischen durch, aber man muss ja beachten, dass Billy Bluepill nur alle paar Monate mal Gelegenheitssex mit seiner Frau bekommt, weil beide mal wieder einen Release brauchen.
Dann geht’s aber richtig zur Sache. Ganze 3 Minuten haben die beiden richtig „Spaß“.
Als er später mit dem Smartphone in der Hand auf der Couch einschläft, schließt sich der Kreis und es geht alles wieder von vorne los.
Am nächsten Morgen wird die Schlummertaste wieder einige Male gedrückt, die Arbeit wird verrichtet und den Feierabend verbringt Billy Bluepill wieder mit seinen Lieblingsbeschäftigungen. Die hat er sich auch richtig verdient.
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Einige Tage später ist Billy Bluepill in der Stadt unterwegs und sieht ein hübsches Mädchen, das ihm gefällt. War das da vielleicht sogar ein kleines Lächeln, was sie ihm da zugeworfen hat? Er weiß, dass die Beziehung mit seiner Frau nicht so gut läuft und stellt sich vor, wie schön es doch wäre mit dieser Person seine Freizeit zu verbringen. Er prägt sie sich gut ein, für später. Dann geht er einfach weiter.
An einem Samstagabend, als Billy Bluepill mit seiner Frau essen ist, was nicht oft vorkommt, aber es musste mal wieder sein, trifft er einen alten Freund aus der Schule, Rudi Redpill.
Er ist sehr erfolgreich, trägt einen teuren Anzug, eine teure Uhr ums Handgelenk, ist top gestylt und hat auch eine echt attraktive Frau am Start. So eine wie die, die sich Billy Bluepill immer vorstellt, wenn er mal ein bisschen Zeit für sich hat.
Er erzählt von seinen Erfolgen und gibt Billy Bluepill sogar ein paar Tipps, wie auch er dahin kommen kann. Aus Mitleid bietet er ihm sogar eine kleine Stelle an, wo er recht gutes Geld bekommen würde.
Die Bedingung ist nur, dass Billy hart arbeiten und sich anstrengen muss, um zum Unternehmen beizutragen. Nein, nicht körperlich hart, sondern mental.
Er müsste zum ersten Mal seit langem mal wieder selbst denken und würde nicht alles gesagt bekommen, was er tun muss.
Billy Bluepill lehnt ab. Immerhin müsste er sich ja anstrengen und das passt gar nicht zu seinem Lifestyle. Er darf sich schließlich nicht überarbeiten und hat schon genug Stress mit der Frau, den Rechnungen und seinen anderen Problemen. Sie verabschieden sich.
Billy Bluepill merkt, wie anders seine Frau sich verhalten hat, als sie mit Rudi Redpill geredet hat. So hat er sie lange nicht gesehen. So neugierig, froh und weiblich. Da war plötzlich so ein Gefühl, was er noch nie wirklich bei seiner Frau gespürt hat. Es kann auf jeden Fall keine Erregung gewesen sein, schließlich ist sie doch mit IHM verheiratet und nicht mit Rudi Redpill.
Nach einem grauenvollen Tag auf der Arbeit sieht Billy Bluepill im Fernsehen einmal eine Werbung für ein Fitnessprogramm. Er denkt sich, wie schön es doch wäre, so einen Körper zu besitzen und stark zu sein. Er guckt an sich runter und sieht ein dickes paar Männertitten. Sein Lieblingsspielzeug, das hat er dafür schon seit ein paar Jahren nicht mehr gesehen. Er schaltet weg.
Eines Tages entschließt er sich tatsächlich mal ein bisschen Sport zu treiben. Aber einige Minuten vergehen, und ihm fällt auf, wie anstrengend das Ganze doch ist. Es ist viel zu hart und gar nicht so leicht, wie er gedacht hatte.
Er hört auf und denkt sich stolz, dass sowas doch unwichtig sei. Was wirklich zählen würde, sind die inneren Werte und im Kern sei er ja ein echt netter Kerl. Wenn die Leute ihn nur besser kennen lernen würden.
Ein anderes Mal ist Billy Bluepill mit seiner Frau in der Stadt unterwegs. Sie gehen an einer Menge vorbei. Im Mittelpunkt steht ein erfolgreicher Typ. Es scheint, als würde er leuchten und alles um ihn herum anziehen. Alle Frauen wollen ihn und die Männer bewundern ihn. Auch seine eigene Frau verhält sich wieder so anders.
Billy Bluepill wird grimmig. Er sagt, wie unfair das doch sei. Der Typ hat bestimmt nichts dafür geleistet und alles in den Arsch geschoben bekommen. Außerdem ist das ja eh alles unwichtig. Trotzdem denkt er sich, wie viel einfacher alles wäre, wenn er doch nur im Lotto gewinnen könnte.
Er beschwert sich am Telefon bei seiner Mutter und diese bestätigt nur das, was er schon längst denkt, nämlich dass es unfair ist.
Den Rest des Tages verbringt Billy Bluepill damit, im Internet zu haten und zu trollen. Danach hat er sich auch echt ’ne Runde 5 gegen Willy verdient und schläft kurz darauf wieder ein. Am nächsten Tag ruft die Arbeit wieder und alles beginnt von Neuem …
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Ist das nicht ein beeindruckendes Leben? So leicht und unbeschwert. Ich meine, wer wünscht sich das nicht?
Jeder will doch ein leichtes Leben haben und sich nicht mehr anstrengen. Ich werde schließlich so oft gefragt, wie man denn ein leichtes Leben führen kann.
Wie lange man sich anstrengen muss, bis es endlich einfacher wird und man nichts mehr machen muss.
Was für ein Glück wir doch haben, denn heute ist Billy Bluepill bei uns für ein exklusives Interview, um uns die Geheimnisse seines Erfolgs mitzuteilen und zu sagen, wie auch wir alle, endlich unser lang ersehntes leichtes Leben führen können.
Aus dem Interview haben sich seine 5 wertvollsten Ratschläge für ein einfaches Leben hinauskristallisiert.
Billy Bluepills 5 beste Tipps für ein leichtes Leben
Erreiche nichts
Setz dir keine Ziele und erreiche nichts.
Wenn Du dir Ziele setzt, dann musst Du auch arbeiten und das ist oft echt hart. Wenn Du etwas erreichen willst, gilt das Gleiche.
Es lohnt sich nicht. Deshalb solltest Du es einfach von vornherein lassen und dich den wichtigen Dingen widmen.
Schieb die Schuld immer auf die anderen
Beklag dich immer über die äußeren Umstände. Egal was es ist, Du hast es nicht verdient und es ist nicht deine Schuld.
Es sind die Umstände, es sind die anderen, es ist deine unattraktive Frau, es ist das Mädchen, was dich abblitzen lassen hat, es ist der Süßigkeitenautomat, der so nah an deinem Arbeitsplatz steht, es sind deine Eltern, die dir nicht die richtigen Möglichkeiten mit auf den Weg gegeben haben.
Egal wer es ist, Du bist es auf jeden Fall nicht. Also geh los und beschwer dich über alles und jeden. Das wird es besser machen und im Nachhinein wirst Du dich viel, viel besser fühlen.
Gib niemals alles
Tu alles, aber Hauptsache eins nicht, gib niemals, NIEMALS, wirklich niemals alles, egal was Du tust.
Egal ob es sich um Schule, Arbeit, Training, deine Hobbys, deine Leidenschaft, deine Berufung, deine Beziehungen, deine Ernährung handelt. Gib einfach niemals dein Bestes, niemals hundert Prozent.
Wofür solltest Du dich anstrengen? Das ist doch viel zu hart und raubt dir Energie für die wichtigen Dinge im Leben. Fernsehen gucken und dabei masturbieren zum Beispiel. Das kostet dich mehr Energie, als Du denkst und fühlt sich wenigstens gut an, naja auch wenn nur kurz.
Mach immer nur genau so viel, wie es ausreicht, um gerade so zu bestehen. Oder handle erst gar nicht.
Akzeptiere dein Leiden
Trage niemals zu etwas bei. Versuche nichts zu ändern. Akzeptiere alles so, wie es ist und sieh ein, dass es für den Rest deines Lebens genauso bleiben wird. Ist das nicht super leicht?
Hör auf zu Träumen
Hör auf dir einzubilden, dass das Gras auf der anderen Seite grüner ist und Du ein erfülltes Leben führen kannst. Das Ziel ist ein leichtes Leben und nicht ein erfülltes Leben.
Lass endlich deine Träume los und hör auf dich um deine Selbstverwirklichung zu kümmern. Das sind eh alles nur Lügen und das ist eh alles nicht möglich.
Und selbst wenn, es wäre viel zu anstrengend.
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Waren das nicht super Tipps?
Wenn Du ein leichtes Leben führen willst, dann mach einfach alles genauso so wie Billy Bluepill. Es ist ja anscheinend echt einfach, ein einfaches Leben zu führen. Cool.
Aber ist es das auch Wert? Ist ein einfaches Leben wirklich etwas Erstrebenswertes?
Vielleicht sollten wir uns mal Rudi Repills Leben angucken und sehen, was er so anders macht?
Aber bedenke, sein Leben ist wahrscheinlich echt hart. Der muss wahrscheinlich sehr hart arbeiten, immer diszipliniert sein und einen eisernen Willen haben.
Er muss entschlossen sein, alles zu tun was nötig ist, um seine Ziele zu erreichen und seiner Berufung nach zu gehen.
Naja, das ist eine Geschichte, für ein anderes Mal.
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